Fondsmanager werben oft damit, dass sie in Krisenzeiten schnell und geschickt auf veränderte Rahmenbedingungen reagieren und so die Verluste aus fallenden Kursen abfangen könnten. Doch nur den wenigsten gelingt es tatsächlich, wenigstens kurzfristig den Markt zu schlagen.
Bis Ende Juni 2023 haben auf Jahressicht 84 Prozent der aktiv verwalteten Aktienfonds mit Sitz in Deutschland schlechter abgeschnitten als der Vergleichsindex S&P Germany BMI. Das geht aus der aktuellen Untersuchung „S&P Indices Versus Energetic Funds (SPIVA) Scorecard“ hervor. Im ersten Halbjahr 2023 schnitt sogar nur jeder zehnte Fondsmanager deutscher Aktienfonds besser ab als der Vergleichsindex. Während der S&P Germany BMI bis Juni 14,9 Prozent an Wert gewann, lag die durchschnittliche Efficiency aktiver deutscher Aktienfonds im gleichen Zeitraum bei knapp neun Prozent.
Noch schlechter sieht das Ergebnis von Fondsmanagern in südeuropäischen Ländern aus. In Spanien entwickelten sich in der ersten Jahreshälfte 99 Prozent der aktiv verwalteten Aktienfonds schlechter als ihr entsprechender Benchmark-Index, in Italien waren es 96 Prozent. Deutlich besser schnitten dagegen Supervisor von polnischen Aktienfonds ab, hier blieben im gleichen Zeitraum nur 12 Prozent hinter dem Vergleichsindex zurück.
Langfristig schlechte Entwicklung
„Während sich die meisten globalen Aktienmärkte positiv entwickelt haben, erlebten Fondsmanager in Europa ein herausforderndes erstes Halbjahr 2023“, kommentiert Ben Vörös, Ko-Autor und Direktor im Bereich Index Funding Technique bei S&P Dow Jones Indices. Supervisor von Rentenfonds, die seit vergangenem Jahr ebenfalls in der SPIVA Europe Scorecard enthalten sind, hätten im Vergleich zu Managern von Aktienfonds ein besseres erstes Halbjahr gehabt, so Vörös. Verglichen über einen 10-Jahres-Horizont schnitten beide jedoch ähnlich schlecht ab. Die SPIVA-Scorecard zeigt, dass aktive Fonds im Vergleich umso schlechter abschneiden, je länger der Betrachtungszeitraum ist.
Auch auf europäischer Ebene konnten die Fondsmanager kein besseres Ergebnis erzielen als der Markt. Obwohl das erste Halbjahr zahlreiche Chancen geboten habe, hätten es nach Ansicht der Studienautoren weder europaweite noch Eurozonen-Fonds geschafft, diese Möglichkeiten für sich zu nutzen. 72 Prozent der in Euro gehandelten europaweiten Aktienfonds entwickelten sich schlechter als der Vergleichsindex S&P Europe 350.
Laut SPIVA Europe Scorecard wurde knapp jeder zweite aktiv verwaltete Aktienfonds in Europa in den vergangenen zehn Jahren fusioniert oder eingestellt. Der Hauptgrund dafür ist die im Vergleich zum Index schlechte Leistung des Fondsmanagers.
Die SPIVA-Studie untersucht seit mehr als 20 Jahren die Ergebnisse von Fondsmanagern für einen Zeitraum von ein bis zehn Jahren und stellt diese den entsprechenden Vergleichsindizes gegenüber. Der S&P Germany BMI enthält alle börsennotierten Unternehmen mit Sitz in Deutschland und einer Marktkapitalisierung von mindestens 100 Millionen Greenback.