An den Kapitalmärkten kann man langfristig gutes Geld verdienen. Damit es jedoch nicht zum Glücksspiel wird, muss man einige grundlegende Tipps beachten. Wie man vernünftig und solide investiert, erklären Finanzexperten.
“Komm in die Gruppe”: in sozialen Netzwerken prahlen einige selbsternannte Dealer und Börsianer mit ihren teuren Autos und Uhren, am besten vor Wolkenkratzern in Dubai. Wer ihren Tipps folgt und teure Coachings kauft, bleibt meist jedoch ernüchtert zurück und kann mit ein paar “YOLO-Trades” alles verzocken.
Dabei ist es möglich, an den Kapitalmärkten ein Vermögen aufzubauen. Längerfristig “ist es ja schließlich kein Schmäh der Banken, dass der Kapitalmarkt auf 10, 15 oder 20 Jahre aller Voraussicht nach gängige Sparprodukte überholt”, so Finanzexperte Stefan Goldschmidt.
Mit weniger Bling-Bling und ohne hochspekulative Investments wird der Erfolg jedoch wahrscheinlicher.
Zuerst informieren
Wichtig dabei ist allerdings, “das Produkt zu verstehen”, in das man investiert, sagte Erwin Hof, Leiter der Wiener Börse Akademie.
Dazu zähle, sich “grundsätzlich zu informieren” sowie über “die Chancen und Risiken Bescheid zu wissen”. Grundsätzlich mache es aber “für jeden Sinn”, am Aktienmarkt zu investieren, meinte Finanzexperte Alexander Putz im Gespräch mit PULS 24.
Der Begin gelingt auch mit kleinen Beträgen. Zunächst sollte man allerdings noch einige Grundregeln zum Sparen beachten und ein Aktiendepot eröffnen. Doch wie geht man das Abenteuer Börse eigentlich an?
Der Zinseszinseffekt: Der stille Helfer und das “Achte Weltwunder”
Albert Einstein nannte ihn einst das “Achte Weltwunder” – den Zinseszinseffekt. Er “ist extrem wichtig und zentral”, wenn es um langfristige Gewinne am Kapitalmarkt geht, erklärte Hof.
Das Konzept dahinter ist kurz gesagt, mit Geld mehr Geld zu verdienen. Durch Kursgewinne und ausgezahlte Dividenden wird das angelegte Geld mehr. Wenn das Geld dann weiter investiert wird, fallen Gewinne so mit der Zeit immer deutlicher aus.
Dieser “entfaltet sich vor allem über die Zeit. Je länger ich dabei bin, desto deutlicher fällt das aus”. Während es sich am Anfang anfühle, als gehe “nichts weiter”, macht sich der Effekt später umso deutlicher bemerkbar. “Je früher man beginnt, desto besser”, meinte der Finanzexperte der Wiener Börse.
Wie viel Risiko will ich eingehen?
Grundsätzlich gilt: Je mehr ich an der Börse verdienen will, desto höher fällt das Risiko aus, auch etwas zu verlieren. “So wenig Risiko wie möglich, so viel wie nötig”, nennt Finanzexperte Alexander Putz deshalb als Devise. Wie viel Risiko man aushält, hängt auch von einem selbst ab. “Wenn was schiefgeht: Kannst du dir das überhaupt leisten?”, fragte Putz.
“Die Psychologie sollte man nicht unterschätzen”, ergänzte Hof. Sie spielt nämlich bei den Entscheidungen über das eigene Funding zumindest unterbewusst eine wichtige Rolle. “Wenn man sehr nervös ist und sich täglich die Kurschwankungen ansieht, ist das für die innere Ruhe nicht förderlich”, so Goldschmidt.
Wer mehr Sicherheit möchte, sollte sich nach Produkten mit geringerer Volatilität umsehen. Die Volatilität drückt aus, wie stark eine Aktie oder ein Fonds im Preis schwankt – sowohl positiv als auch negativ. Für konservativere Anlegen seien laut Putz etwa Dividendenfonds eine gute Different.
Aktiv oder passiv investieren: Was bedeutet das?
An den Finanzmärkten hört man die Unterscheidung zwischen aktivem und passivem Investieren immer wieder – sowohl bei der eigenen Strategie als auch bei ETFs (Alternate Traded Funds) und Fonds.
Dahinter steckt eine grundsätzliche Philosophie, wie Anlageentscheidungen getroffen werden. Anhand von Investmentfonds lässt sich dieser Unterschied am besten aufzeigen.
Die meisten ETFs investieren passiv. Das bedeutet, dass sie einen Index abbilden und keine eigenen Anlageentscheidungen treffen. Ein ETF auf den S&P 500 hat somit immer die 500 größten börsennotierten Firmen der USA im Portfolio. “Da sitzt niemand und entschiedet, sondern bildet das ab”, erklärte Bernd Lausecker, Finanzexperte vom Verein für Konsumenteninformation (VKI).
Ein aktiv gemanagter Fonds dagegen versucht durch bewusste Entscheidungen für gewisse Aktien, die bestmögliche Efficiency zu erzielen. Generell haben die Fondsmanager dann eine Benchmark, additionally eine Zielsetzung, die sie versuchen zu schlagen. Üblicherweise ist das ein Index in einer ähnlichen Area oder einer ähnlichen Branche.
Passive ETFs sind für Anleger deutlich günstiger. Da sie nur einen Index abbilden, sparen sie sich die Arbeit für Analyse und Recherche. Oft werden ETFs automatisch mit passivem Investieren gleichgesetzt – fälschlicherweise. Zwar ist das häufig der Fall, es gibt aber ebenfalls aktiv gemanagte ETFs.
Wie stelle ich mein Depot zusammen?
Um am Aktienmarkt weniger Risiko einzugehen, sollte man nicht sein ganzes Geld in einige wenige Firmen stecken. Will man in Einzelaktien investieren, kann das deshalb viel Zeit kosten und Wissen erfordern.
“Wenn man kein privates Interesse und auch Freude daran hat, sich ein Portfolio zusammenzustellen, ist es für Privatanleger manchmal besser, ein zwei breit gestreute Titel ins Depot zu nehmen”, meinte etwa Finanzexperte Goldschmidt.
Auch Alexander Putz rät Anleger:innen, “Komplexität herauszunehmen”. Seine Empfehlung: “breit in Aktien investieren”.
Investieren mit Sparplan: Gleich mehrere Vorteile
Investieren in ETFs per Sparplan hat in den vergangenen Jahren massiv an Beliebtheit gewonnen. Das Konzept ist einfach. Per Dauerauftrag geht im gewünschten Abstand (zum Beispiel monatlich, direkt, nachdem das Gehalt am Konto ist) eine fixe Summe in einen gewünschten ETF.
Dadurch legt man konsequent Geld an. “Man zwingt sich ein bisschen zum Sparen”, sagte Goldschmidt dazu.
Das geht auch schon mit kleinen Beträgen. Bei vielen Brokern schon ab 50 Euro im Monat. “Ich starte mit 50 Euro, mache das dann aber regelmäßig”, empfiehlt Hof von der Wiener Börse Akademie denjenigen, denen am Ende des Monats nicht so viel Geld übrig bleibt.
Wenn man monatlich – unabhängig vom Kurs – Geld investiert, hat das einen weiteren Vorteil: den Value-Common-Effekt (Durchschnittskosteneffekt). “Ich mache mich nicht abhängig von einem Einstiegszeitpunkt”, erklärte Hof.
Sinkt der Kurs, kauft man im folgenden Monat um das gleiche Geld eben mehr Anteile. In dem Fall “tut es mir nicht so weh”, meinte der Finanzexperte. Längerfristig lassen sich so größere Schwankungen ausgleichen.
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