Ein Steuerfreibetrag und altersgerechte Arbeitsplätze als Anreiz. ÖVP sieht sich vom SP-Landesrat dreist kopiert.
Tirols SPÖ-Landeshauptmannstellvertreter Georg Dornauer will als Mittel gegen den Arbeitskräftemangel Pensionist:innen zum längeren Arbeiten bewegen. Gelingen soll dies durch Anreize, etwa einen Steuerfreibetrag, und altersgerechte Arbeitsplätze. Bereits wenn zehn Prozent der Pensionisten oder kurz vor der Pension stehende Menschen dadurch überzeugt werden könnten, wären die „Effekte in Pflege, Gesundheit, Handel oder Gastronomie“ bereits groß, zeigte sich Dornauer überzeugt.
Trotz de-facto-Vollbeschäftigung herrsche am Arbeitsmarkt Fach- und Arbeitskräftemangel, erinnerte der Tiroler SPÖ-Chef in einer Aussendung. Deshalb müssten ältere Menschen im Arbeitsmarkt gehalten werden. Helfen würden dabei rasch umgesetzte Maßnahmen, die das Arbeiten in der Pension „finanziell attraktiver machen“. Bei einem Steuerfreibetrag brauche es jedenfalls gleichzeitig Transparenz und Rechtssicherheit. Es könne nicht sein, dass bei längerem Arbeiten nach einem Jahr eine Strafe durch das Finanzamt drohe „oder es dann aufgrund hoher Nachzahlungen zu einem bösen Erwachen kommt“, hatte Dornauer kein Verständnis.
Lob und gleichzeitig Kritik für Dornauer gab es aus den schwarzen Reihen. Der ÖVP-Koalitionspartner im Land zeigte sich ob des roten Vorstoßes sehr erfreut – und zwar in Particular person von ÖVP-Klubobmann Jakob Wolf, der sich wiederum in seiner Eigenschaft als Obmann des Landes-ÖAAB zu Wort meldete. „Das ist genau der Weg, den der AAB seit Monaten vorschlägt“, sicherte er Dornauer „volle Unterstützung“ zu. Für den Wirtschaftsstandort Österreich werde es entscheidend sein, jeden einzelnen Leistungsträger am derzeit ausgetrockneten Arbeitsmarkt so lange wie möglich zu halten, so Wolf: „Nur Anreize und nicht die weitere Anhebung des Pensionsantrittsalters sind der Schlüssel, um Menschen zu motivieren, länger zu arbeiten.“
Der ÖVP-Wirtschaftsbund auf Bundesebene begrüßte zwar wiederum Dornauers Place, hatte aber einige Häme parat. „Es scheint, der SPÖ gehen die Ideen nach neuen Steuern aus, denn Dornauer bedient sich neuerdings an Forderungen des Österreichischen Wirtschaftsbundes“, erklärte Generalsekretär Kurt Egger in einer Aussendung. Man freue sich zwar, „dass mittlerweile auch einige in der SPÖ erkannt haben, dass sich der Arbeitskräftemangel nicht durch eine 32-Stunden Woche in den Griff bekommen lässt“, meinte Egger. „Doch unseren Vorschlag nach Arbeiten im Alter einfach zu kopieren, ist dreist und erinnert an die Kopiermaschine der FPÖ, die rigoros Themen der Volkspartei als ihre eigenen verkaufen will“, ätzte der WB-„Common“.