Fasnacht
Alpstaeg jagt den Wolf – das warfare das Narrenlaufen in Sursee
Schnitzelbänke, Sprüche, Witze und viel Musik: Am Surseer Narrenlaufen kam das Publikum in sieben Beizen nicht nur kulinarisch auf seine Kosten.
«Habt ihr dem Publikum Drogen gegeben? Das geht ja von Anfang an voll ab!», meint einer des Trios «D’ Bögugäber» im Soorser «Bahnhöfli» zu einem Zunftgewaltigen. Wenn Bier und gute Laune Drogen sind, wohlan. Verantwortlich aber ist das Trio, das mit Mani-Matter- und Schnitzelbankmelodien die Themen des Jahres so treffend wie überraschend aufs Korn nimmt. Da wird die Ablehnung des Beitrags an die Kaserne im Vatikan flugs mit dem neuen Theater kombiniert: «D Stadt Lozärn loht sech ned lompe, brengt e gueti Lösig hii, nicely gmäss Entworf chönnt s neu Theater e Kasärne-Neubou si.»
Den Anfang des Abends im «Bahnhöfli» macht der «Trompeter». «Dä met de gruusige Sprööch», meint einer am Tisch des Studentenvereins. Obwohl (oder eher weil?) er mit seinen Witzen ab und zu an der Gürtellinie kitzelt: Applaus ist ihm gewiss.
Höherer Blödsinn und schräge Pointen
Als Päpste im Dreierpack bringen «urbi@orbi» das «Bahnhöfli»-Publikum mit ihrem Blick auf Welt- und Lokalgeschehen zu spontanen Lacheruptionen. Ihre Themen reichen von Bersets Privatflugeskapaden über die neuen Bundesräte bis zum Fifa-Boss: «Er sig schwul, en Arbeiter und no e Migrant, mer säge, er esch vor allem e Vagant.» Und sie drehen die Locke weiter: «Es wär es Eigegoal und e päpstliche Supergau, wenn de Franziskus schreit: Ech be ne Frau!»
Bischof Wolfgang Haas entpuppt sich als ältester Klimaaktivist: «Set 25 Johr treid är Facet und Samt und chläbt z Vaduz a sim Bischofsamt.» Das ist höherer Blödsinn, wie er gefällt. Zunder ist auch im Wolf, der ja nicht nur das Mittelland heimsucht, sondern – der FCL und sein Geldgeber Alpstaeg ist mehrfach Thema an diesem Abend – auch Vereinspräsident ist: «Scho lang hed är, ohni Röcksecht z nä, zom Abschoss vom Wolf sis OK gä.»
Hubi macht Faxen, die «Chelemüüs» rocken
Mit Schwyzerörgeli und aberwitzigen Gesichts- und Kopfverrenkungen, gepaart mit urigen Lauten, hat Hubi Schnider von der Hochschule Finsterwald das Publikum im Sack. Selbstironisch, wortwitzig und stimmgewaltig gibt er den Entlebucher: «Der Adam isch kei Äntlibuecher gsi, süscht hätt er de Öpfu nid gfrässe, sondern brönnt.» Und wenn er Lieder, die alle kennen, anstimmt, schunkeln, johlen und jodeln auch die Frauen am SP-Tisch inbrünstig mit.
Den Schlusspunkt im «Bahnhöfli» setzen die einheimischen «Chelemüüs». Sie sind die einzigen, die das Thema der Heinizunft ernst nehmen: «Let’s Rock ’n’ Roll!» Da wird aus dem Jailhouse der Chelemus Rock, und thematisch grasen die sieben Rock ’n’ Rhymer genüsslich regional. Aus «Marina» wird eine Hymne auf den Heinivater Giovanni. Die Stau- und Kreiselmisere kommt aufs Tapet, ebenso Stromkrise und Gendersprache. Ein fulminanter Höhe- und Schlusspunkt mit närrisch getrimmten Ohrwürmern.
Ja, und zwischendurch haben die «Snozzichöbler» und die «Guggsurruugger» in Kleinformationen ihre Auftritte. Es wird laut, obwohl die Guugger sich des Fortissimos enthalten. Die Ohren triffts eh. «Ein Männerchörler, der etwas auf sich hält, ginge jetzt hinaus», meint Beat Hess, selber Männerchörler. Und bleibt sitzen. Fasnachtslogik halt.
Die besten Sprüche
Chelemüüs:
In Sorsi will get nor Löcher
Stadthus ond Chele läär
e weg gönd Tomassini
Kontrolleure, de Gloor, s’esch schwär
d’Finanze do in Sorsi
es schwerigs Pflaschter esch
de Mischticoni meint aber
es esch e liechte Fisch
De Liebgott isch e Tierlifrönd
er isch sooo froh um üs
wenn er i d’Sorser Chile luegt
gseht er nor graui Müüs
Dusche söll mer z’ Zwöite, ned elei
bi go Lüüte bi de Nochberi
ond met em blaue Aug wieder hei
urbi@orbi:
De Bundesrot gseht rot und wott no meh spare
Mir sölle d’ Heizige uf nünzäh Grad abefahre
I Corona-Ziite fallts uf, wenn’s di zum Hueschte reizt
Jetzt heisst’s: «Wennd gsund bisch, hesch heimlich gheizt!»
No dynamischer wär e Frau met chliine Chend
De fägti im Bundeshuus ändlich e frösche Wind
S’gäb scho weder en Abstimmig – ohne Witz!
Über e neue Kampfjet – met Chendersitz
Kulturelli Aeignig esch scho lang
Konsequänt bi üs im Gang
De Papscht treid jetz de Raschtalocke
Us em Aargau hed er jo scho di wisse Socke
Bögugäber:
Gschprötzti Leppe, glatti Falte
Muesch di jong ond knackig halte
Dä Schönheitswahn esch eifach nömm normau
Wotsch dech rondom straffe lo
Muesch i d Lucerne Clinic go
Die liftid Broscht, Arsch, Gsecht ond Ranze au
Doch dä Seich brengt dech ned wiiter, letschtlech esch es halt eso
Wotsch es wörklech glongnigs Lifting – muesch zu üüs a Skileft cho