Ein Arbeiter in einer russischen Waffenfabrik: Der Wirtschaft in Russland fehlen Arbeitskräfte.Bild: Imago
Unzählige Russen sind zum Krieg in der Ukraine eingezogen worden. Das hat heftige Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt.
11.11.2023, 22:0911.11.2023, 22:37
Tobias Esser / t-online
Der Krieg in der Ukraine hat sich in einen Stellungskrieg verwandelt. An den meisten Frontabschnitten können weder die russischen noch die ukrainischen Streitkräfte nennenswerte Fortschritte machen.
Gerade aus diesem Grund sind die derzeitigen Kämpfe, vor allem jene in der Umgebung von Awdijiwka, besonders aufreibend für Mensch und Materials. Viele Soldaten sterben für geringe territoriale Gewinne, und die Waffenindustrie in Russland benötigt unzählige Arbeiter, um verbrauchtes Kriegsgerät nachzuproduzieren.
Das bekommt vor allem die russische Wirtschaft abseits der Rüstungsindustrie zu spüren – ihr gehen nämlich die Arbeiter aus. «Der russische Arbeitsmarkt sowie die gesamte Wirtschaft befinden sich am Restrict», erklärt Ruben Enikolopow, Wirtschaftsprofessor an der Universität Pompeu Fabra in Barcelona, im Gespräch mit der «Monetary Instances».
Fabriken machen Rückschritt in die Sowjetzeit
Dass die russische Wirtschaft jeden einzelnen Arbeiter bis an den Rand der Belastungsgrenze bringt, zeigt sich an der Erhöhung der wöchentlichen Arbeitszeit in den Fabriken. Viele Werke operieren wieder nach einem System mit drei Schichtdiensten professional Tag – ein Rückschritt in die Zeit der sowjetischen Planwirtschaft, berichtet die «Monetary Instances».
Gerade die Rüstungsindustrie ist schwer vom Arbeitskräftemangel betroffen. So klagte das staatliche Unternehmen Rostec, ein Dachunternehmen für die grössten Waffenhersteller Russlands mit 600’000 Beschäftigten, über den Bedarf an Arbeitern. «Wir haben viel zu wenig Leute», sagt Rostec-Chef Sergej Tschemesow in einem Interview mit dem staatlichen Nachrichtensender Russia 24. «Wir müssen etwa 25’000 bis 30’000 Menschen einstellen».
500’000 bis 700’000 IT-Kräfte fehlen
Auch die russische IT-Industrie ist schwer vom Krieg getroffen – was allerdings weniger an der teilweisen Generalmobilmachung liegt, sondern daran, dass viele IT-Kräfte wegen des Krieges ins Ausland geflohen sein sollen. Wie die «Frankfurter Rundschau» unter Berufung auf Zahlen des russischen Ministeriums für digitale Entwicklung berichtet, fehlten Russland 500’000 bis 700’000 IT-Fachkräfte. In der «Monetary Instances» bezeichnet ein Supervisor aus der Telekommunikationsbranche die angespannte Arbeitsmarktsituation in der IT-Branche als «blöd».
Ein Drawback für die IT-Branche: Der russische Rüstungssektor besteht zu einem nicht unbeträchtlichen Teil aus staatlichen Unternehmen, berichtet die «Monetary Instances». Diese hätten mehr Kapital, um dringend benötigte Arbeitskraft abzuwerben. «Der Staatskapitalismus hat Geld, Kapital und Befehle», sagt Oleg Deripaska, der mit Fundamental Aspect eine der grössten russischen Industriegruppen gegründet hat, der «Monetary Instances». «Sie haben Geld, sie werden rekrutieren, sie werden mit uns in den direkten Wettbewerb treten».
Putin erkennt Drawback an
Sogar Wladimir Putin selbst erkennt das Drawback der fehlenden Arbeitskräfte an. «Es betrifft viele kleine und mittlere Unternehmen», sagte der russische Präsident in diesem Sommer auf einem Treffen mit Unternehmern im Kreml. Auch sein Wirtschaftsminister Maxim Reschetnikow sprach hinsichtlich der Knappheit an Arbeitern vom «grössten innenpolitischen Drawback für die russische Wirtschaft».
Wie verzweifelt selbst die reichen Rüstungskonzerne sind, zeigt der Satz des Managers einer militärischen Luftfahrtfabrik in Sibirien. Er müsse 3’000 zusätzliche Arbeiter einstellen, wisse allerdings nicht, wo er die herbekommen solle, sagt er der «Monetary Instances»: «Höhere Bildungsabschlüsse sind derzeit eher nicht related. Um ehrlich zu sein: Wenn du zwei Hände, zwei Beine, Augen und Ohren hast, bist du dabei».
Quellen
Arnold Schwarzeneggers starke Botschaft gegen Hass und Antisemitismus
Video: watson
Das könnte dich auch noch interessieren:
Der nordeuropäische Kleinstaat bereitet sich auf einen weiteren Vulkanausbruch auf der Halbinsel Reykjanes vor.
Auf Island haben zahlreiche Erdbeben Sorgen vor einem Vulkanausbruch geschürt. Sicherheitshalber wurde der Ort Grindavík mit etwa 3700 Einwohnern evakuiert. Auch die nahe gelegene Blaue Lagune, die grösste Touristenattraktion der Insel im Nordatlantik, wurde geschlossen.