Wer nur wenig Eigenkapital mitbringt, scheut vor einem Hauskauf in der Regel zurück. Doch es gibt einen Weg, dieses zu erhöhen – ganz ohne Geld.
Das Wichtigste im Überblick
Auch wenn viele davon träumen: Ein Haus zu bauen oder zu kaufen, erscheint derzeit selbst manchem Besserverdiener als utopisch. Umso schwieriger ist es, wenn man weder viel Eigenkapital noch ein hohes Jahreseinkommen vorweisen kann.
Doch auch mit kleinem Finances lässt sich der Traum mitunter erfüllen – wenn man auf Eigenleistungen setzt. t-online erklärt, was sich dahinter verbirgt, was Banken anerkennen und wie viel Geld sich dadurch sparen lässt.
Unter Eigenleistung beim Hausbau versteht man alle Arbeiten, die die Eigentümer selbst erledigen, statt ein Fachunternehmen damit zu beauftragen und zu bezahlen. Das können etwa Malerarbeiten sein, aber auch das Verlegen von Bodenbelägen oder die Dämmung von Innenwänden. Diese Leistungen können Sie sich dann bei der Baufinanzierung als Eigenkapitalersatz anrechnen lassen.
“Der Klassiker bei den Eigenleistungen ist der Trockenausbau”, sagt Sascha Witascheck, Vorstandsmitglied der DFH Deutsche Fertighaus Holding AG, dem nach eigenen Angaben größten Fertighausunternehmen Deutschlands. “Wände beplanken, abschleifen, Folien einziehen – das sind alles sich wiederholende Handgriffe, die man sich draufschaffen und so Geld sparen kann.”
Je mehr Eigenkapital Sie haben, desto leichter gelingt der Hauskauf. Die besten Finanzierungskonditionen erhalten Sie, wenn Sie etwa 20 bis 25 Prozent des Gesamtpreises mitbringen – zuzüglich zu den Kaufnebenkosten. Diese summieren sich je nach Bundesland auf zehn bis 12 Prozent des Kaufpreises. Mehr dazu lesen Sie hier.
Das kommt darauf an, welche Qualifikation Sie selbst mitbringen und wie Ihr persönliches Umfeld aussieht. “Wer in der Familie oder im Freundeskreis verschiedene Handwerker hat, schafft natürlich mehr Eigenleistung als jemand, der über kein solches Netzwerk verfügt”, so der Experte. “Grundsätzlich gilt: Geht es um Sicherheit oder soll eine Leistung in einer gewissen Handwerkerqualität ausgeführt werden, sollten Sie die Arbeit einem Fachmann überlassen.”
Ein typisches Beispiel sei der Außenputz. “Dafür müssen Sie ein Gerüst aufstellen, aufpassen, dass das Gebäude dabei nicht beschädigt wird und die Arbeiter vor Abstürzen gesichert sind – so etwas würde ich nicht selbst machen.” Und selbst beim Tapezieren könne man sich überschätzen. “Wer etwa eine Vliestapete anbringen will, muss die Wand vorher in der Güteklasse This fall spachteln. Die ist dann so glatt, als wäre sie industriell aus einem Guss gefertigt. Das bekommen Sie als Laie nur mit sehr viel Erfahrung hin”, sagt Witascheck.
Durchaus möglich sei es aber, eine Heizung selbst einzubauen. Wünscht das ein Kunde, liefere die DFH die Anlage im sogenannten Bausatzsystem. “Das ist dann ein wenig wie ‘Lego Technic’ spielen.” Pflicht sei hier aber die Abnahme vom Fachmann. “Bei den Gewerken Heizung, Sanitär und Elektrik muss immer ein Profi drübergucken”, erläutert Witascheck. “Funktioniert alles? Ist alles dicht oder korrekt angeschlossen? Notfalls lassen sich dann auch Korrekturarbeiten vornehmen.”
Sascha Witascheck, geboren 1987, ist seit Juni 2023 Mitglied des Vorstands der DFH Deutsche Fertighaus Holding AG. Der gelernte Industriekaufmann und Fachwirt für Advertising ist zudem seit August 2022 Geschäftsführer der DFH-Marke Allkauf.
Nur weil sich jemand zutraut, eine Arbeit fachgerecht durchzuführen, heißt das nicht, dass es auch funktioniert. Banken schauen daher durchaus genauer hin, bevor sie etwas als Eigenleistung anerkennen. “Es gibt Kreditinstitute, die möchten Aufnahmen davon haben, was die Leute so treiben, das ist aber die Ausnahme”, sagt Witascheck. “In der Regel fragen sie schlicht ab, was jemand selbst erledigen will, und prüfen, ob das plausibel ist.”
Das hängt von Artwork und Umfang sowie der Area ab, in der das Haus steht. Grundsätzlich spart man sich mit Eigenleistungen den Arbeitslohn der Handwerker. Allein dafür ist laut dem Experten eine Entlastung von bis zu 60.000 Euro möglich. Hinzu kommt ein günstigerer Bauzins, da die Eigenleistung Ihr Eigenkapital erhöht – und das wiederum senkt die nötige Kreditsumme. So fallen am Ende auch weniger Zinskosten an. “Im Regelfall erkennen Banken zwischen 30.000 und 35.000 Euro an Eigenleistungen an, manche auch bis zu 50.000 Euro.”
Um prüfen zu können, ob die Financial institution eine ausreichend hohe Summe für Ihre Arbeiten am Haus anerkennt, sollten Sie in etwa wissen, wie viel ein Fachunternehmen dafür genommen hätte. Auch ein Architekt oder Bauunternehmer kann Ihnen den Wert Ihrer Eigenleistung bestätigen.
Gerade für handwerklich unerfahrene Bauherren birgt die Eigenleistung auch Risiken. So kostet sie Zeit und Energie und führt mitunter zu einer längeren Bauzeit. Wer bei den nicht abnahmepflichtigen Arbeiten schludert, baut am Ende doppelt – denn Gewährleistungsansprüche gibt es nicht. “Wenn ich gar keine Ahnung habe oder beruflich stark eingespannt bin, ist der Fachmann die bessere Wahl”, sagt Witascheck. “Man muss schon Zeit und Muße haben.”