Bei Muskeln denken wir automatisch an Kraft. Aber bei Gedanken? Mentale Kraft? Klingt abstrakt, nicht griffig. Thomas Baschab macht sie ein Stück weit sichtbar. In seinem Vortrag zeigte der Managementtrainer, wie sich mit Gedankensteuerung Ziele besser erreichen lassen.
Volles Haus im Lobby der Kreissparkasse Waiblingen (KSKW) beim Auftakt der sechsteiligen Vortragsreihe „Wissensforum Rems-Murr“, veranstaltet von Zeitungsverlag Waiblingen (ZVW) und KSKW. Der Titel des Vortrags, „Mentale Kraft – die ungeahnten Möglichkeiten, sein inneres Potenzial zu nutzen“, machte offenbar viele neugierig.
Der Managementtrainer, der auch schon Spitzensportler gecoacht hat, startet mit dem nicht ganz unbekannten Neun-Punkte-Spiel. Die Aufgabe lautet: Neun auf ein Flipchart gemalte Kringel mit nur vier Strichen ohne abzusetzen verbinden. Die Lösung führt mitten hinein in die Denkpsychologie und zur Tücke unserer vermeintlichen Logik.
Das Kringelspiel lässt sich nur lösen, wenn wir „aus dem Rahmen“ hinausdenken, über das Naheliegende hinauswachsen. „Man muss die Grenze verlassen, die es nur in Ihrem Kopf gibt, nicht auf dem Flipchartpapier“, versichert er. Und erklärt mit Verweisen auf angelernte Problemlösungskompetenz („Wir denken, Aufgaben nur im vorgegebenen Rahmen erledigen zu können“), warum unser Schema überhaupt funktionieren kann: Weil wir programmiert sind, festgefahren in unseren „Begrenzungssystemen“. „Unser Leben und Handeln ist eine Ansammlung von Programmen.“
Blick in den Affenkäfig
Der laut Eigenangaben „Experte für Leistungsoptimierung und Potenzialausschöpfung“ erklärt’s mit einem Blick in den Affenkäfig: Eine wissenschaftliche Untersuchung mit fünf lernfähigen Affen habe gezeigt, dass sie sich ihre Gier auf eine Banane durch Nachahmung – nicht durch Nachdenken – abtrainieren konnten. Jeder Affe versucht, den neu Hinzugekommenen und noch nicht mit den Regeln Vertrauten davon abzuhalten, sich die Banane zu krallen, weil er es von seinen Kollegen so gelernt hat, nicht als Ergebnis eigenen Nachdenkens.
Denkanstoß dahinter: Dieses „Das haben wir schon immer so gemacht“ bremse unsere Fähigkeit zur Reflexion und unsere Mentalkraft aus. Braucht kein Mensch. Sagt er, auch mit augenzwinkernder Anspielung auf „innerbetriebliche Zusammenhänge“ und dort ein-„programmierten“ Denkweisen und Arbeitsabläufen, die vielleicht jeder schon einmal erlebt hat. Sein lebensnaher und lebendiger Vortragsstil nah am Alltag hält die Stimmung im Saal.
„Ertappt“, denkt man vielleicht auch, als er die selektive Wahrnehmung anspricht. Jahrelang habe er in seiner vertrauten Gegend und Nachbarschaft nie ein einziges Küchenhaus gesehen. Bis er selbst vor einem Küchenkauf stand. „Plötzlich waren überall Küchenhäuser und auch viel mehr Küchenprospekte.“ Dabei gebe es nicht mehr Küchenstudios als vorher. „Die Realität hat sich nicht geändert. Nur unsere Fähigkeit zur Wahrnehmung dieser Realität hat sich geändert.“ Wenn unsere Programmierung – wahlweise „Framing“ – und der Verstand in Konflikt geraten oder uneins sind, setze sich immer „das Programm“ durch. Warum? Weil im Unterbewussten eingebaute Filter laufen, die auf das fokussieren, was wichtig ist, und uns vor zu viel oder dem falschen, nicht zielführenden Enter schützen. Ein Segen, so Baschab, dass wir das Unterbewusstsein haben. Sonst würde alles im bewussten Oberstübchen landen, das hoffnungsvoll überfordert wäre.
Praxistipps für das Publikum
Locker plauderig legt er dar, wie unsere „Programme“ funktionieren, und auch, was sich mit diesen unbewussten Kräften alles machen und bewegen und – ja, anschieben lässt. Das Publikum lässt sich gern miteinbeziehen in die kurzweiligen Praxistipps und Experimente. Zum Beispiel: Pendeln. „Sie sehen, dass das Pendel sich bewegt, Sie sehen aber nicht, wie unsere Hand sich bewegt.“ Körperliche Mechanismen steuern uns durchs ganze Leben. „Das Pendel hat das getan, woran Sie gedacht haben.“ Unsere Hand steuert das Pendel, die Hand wird von unserem Bewusstsein gesteuert. Die Botschaft dahinter: „Wenn Sie Ihre Ziele visualisieren und sich klarmachen, erhöhen Sie die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich erfüllen.“ Ziele müssten konkret sein, damit Unnötiges ausgeklammert wird und wir auf Zielorientierung umlenken. Intestine gefordert sind nicht nur die Hirnrinden des Publikums, sondern wohltuenderweise auch die Lachmuskeln, weil er die Theorie mit coolen Sprüchen auflockert.
Einmal, beim Thema „Körpersprache“, wird er ernst und persönlich. Angst habe in den vergangenen Jahren viel Bedeutung gewonnen. Zu viel, findet er. „Wir sind massiv reingekommen in die Angst, es ist gefördert und geschürt worden.“ Er appelliert zu mehr Zuversicht: Es ist erwiesen, dass das Immunsystem geschwächt wird, wenn Menschen sich in Angst befinden. „Zuversicht sollte wieder mehr Gewicht bekommen.“ Auf die Körpersprache bezogen additionally: raus aus der Angst-Haltung, rein in die Energy-Haltung. Er weiß, worauf es ankommt: die Willenskraft. Sie entscheide, inwieweit wir unsere physische Kraft durch Mentalpower verstärken können. Dies zeigen seine kinesiologischen Krafttests, bei denen er die ausgestreckten Arme seiner Probanden aus dem Publikum bearbeitet, die mal seinem Druck nachgeben und sich runterdrücken lassen, mal standhaft bleiben, je nachdem wie die mentale Kraft angesteuert, stimuliert und aktiviert wird.
Kraft und optimistic Energie, Ziele zu erreichen, kämen auch durchs Tun, vorausgesetzt, es ist der „richtige“ Job. „Wenn das, was Sie täglich tun, nichts mit Liebe zum Job oder zum Produkt der Firma zu tun hat, dann lassen Sie’s bleiben.“ Geldverdienen muss sein, es dürfe aber nicht der einzige Antrieb sein, morgens aufzustehen und zur Arbeit zu gehen. „Sie sollen Türme bauen, aber je höher ein Turm werden soll, desto tiefer muss das Fundament im Boden sitzen.“
Empfehlungen für Arbeitgeber
Arbeitgebern empfiehlt er: „Sie müssen einen Sinn bieten.“ Wenn im Unternehmen etwa die Stimmung intestine sei, dann stehen die Menschen vor der Tür, die in dem Unternehmen arbeiten möchten. „Führungsqualität spielt sich im Herzen ab.“ Zufriedenheit, Sinn und Erfolg stellten sich ein, wenn Sachen mit Liebe getan werden, mit Leidenschaft und Dankbarkeit für das eigene Expertise. Wir alle hätten doch letztlich keine Lust mehr auf Menschen, die irgendwas nur tun, um Geld zu verdienen. Sein Eindruck, den er oft gewinne: „Man will uns überall was aufs Auge drücken.“ Die Konsumwelt sei voll mit Druck. Dem setzt er sein Motto entgegen: „Die Welt ist voller Wunder, für den, der bereit ist, seine Träume zu wagen.“