Kinder an die Macht – so hieß es wieder eine Woche lang beim Ferienprogramm Ferien zu Hause (Fez) des Kinder- und Jugendreferats Waldshut-Tiengen. Dazu wandelte sich die 1-2-3-Halle in Tiengen in Fezitty – die Stadt der Kinder, die sie selbst verwalten.
Aber wie läuft so ein Tag in einer Kinderstadt mit 88 Kindern und 21 Betreuern genau ab? Projektleiter Onur Harbelioglu vom Kinder- und Jugendreferat der Stadt Waldshut-Tiengen gibt Einblick: An zwölf verschiedenen Stationen gibt es Workshops (die Betriebe), an denen die Kinder Geld verdienen können. Es gibt zum Beispiel eine Financial institution, das Arbeitsamt, das Gesundheitszentrum, einen Einkaufsladen, einen Freizeitpark, eine Schokoladenfabrik und einen Schönheitssalon. Jedes Form kann sich aussuchen, welchen Beruf es am aktuellen Tag ergreifen möchte. Dafür bekommt jeder in der stadteigenen Währung einen Tageslohn von 24 Walties (Abkürzung für Waldshut-Tiengen). Davon müssen aber vier Walties Steuern für die Rentner (Betreuer) abgegeben werden. Den Relaxation können die Bewohner in Fezitty für gesundes Essen, Trinken und Freizeitangebote ausgeben oder auch sparen.
Auch die Verfasserin dieses Artikels bekommt zur Begrüßung in Fezitty erst einmal 20 Walties. Der am Vortag gewählte Bürgermeister von Fezitty, Hamsa, und sein Stellvertreter Adrian (zwölf) führen durch ihre Stadt und erklären, was in den einzelnen Betrieben gearbeitet wird und was man für 20 Walties alles kaufen kann. Für einen Teil des Geldes kaufe ich den Fezitty-Kurier, aus dem Neuigkeiten sowie Sportereignisse (Lia und Hasim haben das Wettrennen gewonnen) und die aktuelle Politik (Bürgermeisterwahl) zu entnehmen ist.
In der gesamten Halle herrscht reges Treiben bei den 88 Kindern in Fezitty. Chaos oder Lärm vernimmt man hier jedoch nicht. Die Kinder verhalten sich auffallend geordnet und intestine organisiert. Auf meine Frage, wie man das hinbekommt, antwortet Onur Harbelioglu: „Die Kinder haben das Sagen und werden ernst genommen. Sie erhalten sozusagen Kompetenz by doing. Dabei bekommen sie spielerisch Demokratie, den Umgang mit Geld und die Realität des Lebens vermittelt.“ Auch die sozialen Kompetenzen würden durch die Verantwortung gefördert und alles, was in der Stadt passiert, werde demokratisch abgestimmt.
Täglich um 15 Uhr gibt es eine Bürgerversammlung. Themen sind zum Beispiel Steuer- und Preiserhöhungen oder -senkungen. Von einigen Kindern kommt der Vorschlag, das Geld für die Rentner zu erhöhen, damit sie sich mehr leisten können. In geheimer Wahl werden der Bürgermeister und die Bürgermeisterin für den nächsten Tag gewählt. Bis zur Stimmenauszählung gibt es kleine Theaterstücke und Bewegungsspiele von und mit den Kindern. Dann wird das Ergebnis verkündet: Lara und Erik lenken am kommenden Tag die Geschicke der Stadt, an einem neuen Tag in Fezitty.